Häufig wird Gestalttherapie als „Gestaltungstherapie“ oder „Kunsttherapie“ missverstanden. Das ist sie nicht, auch wenn Ausdrucksmalen eine ihrer Methoden ist. Sie ist ein Lern- und Erfahrungsfeld, in dem (Selbst-)Bewusstheit, Beziehungsfähigkeit und ganzheitliches (Selbst-)Erleben maßgeblich sind. Gestalttherapie geschieht, wenn sich zwei Menschen begegnen, während sie gut mit sich in Kontakt bleiben. Das kann natürlich nicht jeder von Anfang an. Deshalb ist das Arbeits- und Vertrauensverhältnis zwischen Behandler/Coach und Klient so wichtig.
Mit „Gestalt“ ist eine System-Antwort auf ein Erlebnis gemeint. Sie besteht aus Körperempfindungen, Gedanken und Gefühlen, die sich während oder nach einem Erlebnis in den Vordergrund der Wahrnehmung schieben, weil sie unsere Aufmerksamkeit verlangen. Wird dies ignoriert, abgelehnt und bleibt ungewürdigt, hat das Konsequenzen. Werden zum Beispiel nach einem Verlust Trauer und Tränen zu schnell erstickt, bleibt die ungelöste Situation sozusagen im System hängen, manchmal für Jahrzehnte. Dies kann sich dann als Beschwerde oder Krankheit bemerkbar machen. Die Gestalttherapie bringt diese gebremsten oder gestoppten Prozesse wieder in Gang, damit sie zu einem stimmigen Ende kommen können.
Bei der Gestalttherapie geht es um
- die Klärung von Emotionen
- die persönliche Weiterentwicklung
- Fühlen lernen und ein authentisches Gefühlsleben
- Wege aus der Unzufriedenheit
- das Überwinden von Stillstand, Eintönigkeit, innerem Blockiertsein
- Selbstfindung und das Ankommen im eigenen Leben
- eine gesunde Balance von Nähe und Distanz zu anderen Menschen
- die Neuorganisation widersprüchlicher, belastender, ungeordneter innerer Kräfte (innerer Anteile)
- eine bessere Selbstregulierung, wenn Stress aufkommt
- ein gesteigertes Selbstbewusstsein und eine klarere Selbstwahrnehmung
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie stellte 2018 für Affektive Störungen bei Erwachsenen die wissenschaftliche Anerkennung der Gestalttherapie fest.