Nach der Wahl: Wie gehst du mit Verunsicherung um?

Die politische Lage nach der Bundestagswahl oder auch in der Welt kann für viele Menschen gerade sehr verunsichernd sein. Ganz gleich von welcher Richtung du kommst, was immer auch deine Präferenzen sind, kann es sein, dass es für dich gerade sehr herausfordernd ist, mit dieser Art von Veränderung umzugehen. Richtig schwierig kann es werden, wenn du dich damit alleine oder dich den Ereignissen sogar ausgeliefert fühlst.

Wie gehe ich damit um? Darüber erzähle ich dir in diesem Blogbeitrag.

Mir hilft es immer, wenn ich mir klar mache, dass Unsicherheit eigentlich Angst auf einem noch niedrigen Level ist. Ich weiß, dass mir Angst anzeigt, dass ich mich vor neue Situationen gestellt sehe, die ich noch nicht gut einschätzen kann. Dann sind alle Sinne wach, ich scanne die Umgebung, ich bin hoch aktiviert und verhalte mich eher vorsichtig. Es beruhigt mich schon etwas, wenn ich mich daran erinnere, dass das eine natürliche Reaktion darauf ist, dass ich gerade Neuland betreten (muss) oder dass ich mich ungewissen Umständen gegenüber sehe. Wenn ich in dieser Art ganz wach bin, dann kann ich sehr schnell reagieren – mit Kampf oder Flucht. Erst wenn es zu viel wird, tritt eine Angstlähmung ein. Darum soll es hier aber weniger gehen (siehe letzter Absatz).

Wir alle brauchen Halt

Mich wundert es immer wieder, dass ich lange nicht darauf gekommen bin, dass es neben Kampf oder Flucht noch eine dritte ganz natürliche Reaktionsweise gibt: Wenn ein kleines Kind auf sich alleine gestellt ist und Verunsicherung oder Angst erlebt, rennt es weg oder es kämpft. Wenn aber Mama oder Papa anwesend sind, dann läuft es meistens direkt in die Arme der Eltern und wenn es dort Halt spürt und beruhigende Worte hört, lassen Angst und Stress bald wieder nach. Für Erwachsene gilt das weiterhin. Nur sind es dann meistens nicht mehr die Arme von Mama und Papa.

Früher dachte ich lange Zeit, ich müsste alles alleine schaffen. Heute weiß ich aber, und während ich das schreibe, atme ich auf, dass wir Menschen einander brauchen. Wir brauchen Anschluss, Kontakt und Austausch. Wir wollen uns gut aufgehoben fühlen bei anderen. Wenn in den ersten Lebenstagen und -monaten alles gut läuft, wenn wir einfühlsame und weitgehend selbstregulierte Eltern oder Bezugspersonen haben, lernen wir schon von klein auf, dass Stress und Ängste im (Körper-)Kontakt nachlassen. Wir werden zuerst koreguliert und lernen auf diese Weise, uns selbst zu regulieren.

Natürlich gibt es auch einen anderen, schwereren Weg. Später als Jugendliche oder Erwachsene können wir auch lernen, wie wir alleine den Stresslevel herunterfahren können, aber das braucht meistens Methoden und etwas Übung und erfüllt auch nicht alle unsere Zugehörigkeits- oder Kontakt-Bedürfnisse. Zusammen mit anderen geht es in jedem Fall leichter und besser.

Zuerst Abstand von Nachrichten und Youtube

Was tue ich also, wenn ich mich durch die Nachrichten verunsichert fühle? Zuerst brauche ich Abstand von der Stressquelle. Ich lege das Handy weg, schalte die Tagesschau aus und vermeide erstmal Youtube. Stattdessen gehe ich in Kontakt mit einem oder mit mehreren Menschen, bei denen ich mich sicher und gut aufgehoben fühle. So verschaffe ich mir Gewissheit, mit dem Thema nicht alleine zu sein. Ein Anruf kann schon helfen.

Auch wende ich mein Know-how darüber an, wie ich mein Stresslevel über den Körper herunterfahren kann, zum Beispiel durch bewusstes Atmen, Bewegung oder Rausgehen in die Natur. Das führe ich hier aber nicht näher aus (siehe eigene Blogbeiträge zur Stressbewältigung).

Und last but not least brauche ich einen guten Umgang mit meinen Gedanken. Sonst kann es zwar sein, dass ich mich kurzfristig beruhige, dass dann aber meine eigenen Gedanken die Angst wieder schüren. Dafür ist es gut, mir erst einmal klar zu machen, was Gedanken eigentlich tun. Wofür sie gut sind. Gedanken sind Lösungsvorschläge für Probleme, noch genauer: eigentlich Interpretationen von dem, was ich gerade erlebe. Sie sind nicht die Realität, sondern höchstens ein Ausschnitt, der durch meine Denkgewohnheiten, Lebenserfahrung und Gelerntes bestimmt und gefiltert wird.

Gefühle sind kein Beweis für die Richtigkeit von Gedanken

Und hier beginnt das Problem. Gedanken lösen Gefühle aus. Wenn ich gestresst bin, erscheint mir beides zusammen als Beweis dafür, dass sie stimmen. Wenn ich also denke: „Die Zukunft wird ganz schlimm.“ Dann reagiert mein Körpersystem mit Angst. Damit wird die Bedrohung real. Eigentlich ist es aber so, dass mir meine Gefühle nur anzeigen, wie es mir geht, wenn ich den Gedanken glaube. Es ist also nur logisch, mich zu fragen, ob der Gedanke überhaupt stimmt. Und was wäre erst, wenn ich herausfände, dass das Gegenteil ebenfalls richtig ist? Also: „Die Zukunft wird nicht ganz schlimm“? Oder sogar: „Die Zukunft wird gut“? Wenn sich meine Stimmung ändert, löst sich der Beton. Ich weiß aus Erfahrung, dass es sehr entlastend und lohnend sein kann, die eigenen Gedanken und ihre Wirkung zu erforschen und zu überprüfen.

Das ist nur ein kleiner Einblick, wie es möglich wird, einen hilfreicheren Umgang mit seinen Gedanken zu finden. Wenn es gut läuft, entsteht dabei etwas innere Distanz zum stressauslösenden Thema. Gelingt mir das, gewinne ich neue Handlungsfähigkeit. Erinnere ich mich zusätzlich daran, dass ich mit dem Thema nicht alleine bin, dann fühle ich mich wieder mehr verbunden, was normalerweise angstmindernd wirkt.

So kann ich mir eine stabilere Basis verschaffen, um den Nachrichten aus der Welt besser begegnen zu können.

Wenn du ein Thema mit Angst hast, wenn bei dir durch die aktuellen Nachrichten frühere Erlebnisse starken Stress erzeugen, wenn du im Gedankenkarussell feststeckt oder einen besseren Umgang mit deinen Gedanken brauchst, oder wenn du stark verunsichert bist und niemanden verfügbar hast, bei dem du dich gut aufgehoben, angenommen und sicher fühlst, dann hole dir bitte fachlich fundierte Unterstützung. Komm gerne mit mir in Kontakt in einem Kennenlerngespräch.

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Hinweis: Die Texte in diesem Blog sind in keiner Weise als Anleitung für eine Eigenbehandlung gedacht und dafür in dieser Form auch nicht geeignet. Sie enthalten nur Ausschnitte oder grobe sowie unvollständige Zusammenfassungen einer tatsächlichen Therapie. Wenn du schwere Belastungen, Probleme oder Symptome hast, komm bitte zu mir, zu einem anderen Heilpraktiker, Arzt oder Psychotherapeuten.

In einer Krise oder akuter Notlage wende dich bitte sofort an eine Notfalltelefonnummer (Klick zu Notfallkontakten).

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