Du willst dazugehören, versteckst dich aber

Findest du nicht auch, dass es absurd ist, wenn ein Lebewesen sich selbst bekämpft? Und trotzdem tun wir Menschen genau das immer wieder. Das ist gar nicht so selten. Und oft ist es uns gar nicht bewusst. Dann stören uns lediglich die Folgen. Hier sind ein paar Hinweise, woran du merkst, dass du mit Selbstannahme oder Selbstakzeptanz ein Thema hast:

⸱ Du vergleichst dich ständig und erlebst dich als der oder die Schlechtere, Kleinere, Unfähigere und so weiter
⸱ Du rechtfertigst dich, weil es für dich nicht wichtig genug ist, was du fühlst, willst oder brauchst
⸱ Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst, um Konflikte oder Ablehnung zu vermeiden
⸱ Du bist erschöpft von der ständigen Anstrengung allen und allem gerecht zu werden
⸱ Du verbirgst oder unterdrückst bestimmte Gefühle, damit du nicht aneckst oder anderen zuviel bist
⸱ Du denkst, du bist nicht genug oder nicht passend und bist ständig damit beschäftigt, dich zu optimieren
⸱ Du wirst unsichtbar in Gesprächen, weil du dein Empfinden, Denken und Fühlen für weniger wichtig erachtest oder weil du deinen Standpunkt schnell aufgibst

Du warst ganz du selbst und das war völlig okay

Eigentlich ist das doch merkwürdig. Eine Katze fragt doch auch nicht, ob sie heute lieber ein Hund sein sollte. Ein Baum zweifelt nicht daran, ob seine Äste richtig wachsen. Und bei dir war es zu Beginn bestimmt auch so: Du hast geweint, wenn du Hunger hattest, gelacht, wenn dich etwas erfreute, gebrabbelt, wenn du Kontakt wolltest. Du warst ganz bei dir und das war völlig in Ordnung.

Das hilft beim Überleben, wenn ein Organismus spürt, was er braucht, und danach handelt. Das klingt gut. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn auf uns selbst zu schauen ist das eine. Zum (emotionalen) Überleben gehört es aber genauso, sich zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Um nicht ganz auf sich alleine gestellt zu sein. Die Wahrheit ist, wir brauchen beides: Zugehörigkeit und Selbstständigkeit.

Mit mehr Selbstakzeptanz ist viel erreicht

Wenn wir zu sehr auf die eine Seite neigen, dann fühlen wir uns abhängig, liegt unser Fokus mehr auf der Gegenseite, dann fühlen wir uns alleine. Die Kunst besteht darin, sich flexibel zwischen den beiden Polen zu bewegen. Solltest du also gelernt haben, dass du nicht so sein darfst, wie du bist, dann beginnt hier die Korrektur: bei Selbstakzeptanz, die vielleicht zu Selbstannahme und schließlich zu Selbstliebe führen könnte. Liebe hat etwas Bedingungsloses, was schon mal überfordern kann. Akzeptanz wäre bereits ein wirklich guter Anfang und damit darf es auch gut sein. In jedem Fall bist du weniger deine angepasste Version, sondern immer mehr du selbst.

Und jetzt stell dir einmal vor, du gehst von dir aus und mehr Menschen umgeben dich, die genau das, was du mit mehr Selbstakzeptanz zeigst, richtig und gut finden. Dann brauchst du dich nicht mehr verstellen oder übermäßig anpassen. Das würde bedeuten, dass deine Kontakte und Beziehungen echter werden. Ein Nebeneffekt könnte dann sein, dass du auch andere leichter respektieren und akzeptieren könntest. Wie wäre es, mehr dieser Art von Begegnung in deinem Alltag zu haben?

Es geht nicht um Egozentrik

Nur um einem Missverständnis vorzubeugen: Sich selbst anzunehmen heißt nicht, alles an sich toll zu finden. Es heißt auch nicht, nur so zu tun als ob. Es bedeutet, zu beginnen, ehrlich mit sich zu sein, die eigenen Reaktionen auf Erlebnisse zu registrieren und zu respektieren. Es geht auch nicht darum, alles, was dich bewegt, zu zeigen oder auszuagieren. Stattdessen ist gemeint: mehr von dir selbst auszugehen, deine Wahrnehmung ernst zu nehmen, deine Gefühle zu bemerken und zu würdigen und letztlich deine wirklichen Bedürfnisse zu achten. Auch hier ist nicht die Idee, dass du dir alle Bedürfnisse erfüllst. Stattdessen: Nimm sie wahr und verstehe, wer du in der jeweiligen Situation bist.

Auf dieser Grundlage kannst du bewusst entscheiden, wie und ob du handelst, ob du zu der Angelegenheit Ja oder Nein sagst, ob du vermeidest oder mitten hinein gehst – oder irgendetwas dazwischen.

Jede echte Veränderung beginnt mit Annahme. Das ist das Paradox, das in der Gestalttherapie oft beschrieben wird:

Veränderung geschieht, wenn wir werden, was wir sind, nicht wenn wir versuchen zu werden, was wir nicht sind.

Wenn du auf diesem Weg Unterstützung benötigst, dann melde dich gerne bei mir.

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Hinweis: Die Texte in diesem Blog sind in keiner Weise als Anleitung für eine Eigenbehandlung gedacht und dafür in dieser Form auch nicht geeignet. Sie enthalten nur Ausschnitte oder grobe sowie unvollständige Zusammenfassungen einer tatsächlichen Therapie. Wenn du schwere Belastungen, Probleme oder Symptome hast, komm bitte zu mir, zu einem anderen Heilpraktiker, Arzt oder Psychotherapeuten.

In einer Krise oder akuter Notlage wende dich bitte sofort an eine Notfalltelefonnummer (Klick zu Notfallkontakten).

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