„Lass doch einfach los“. Dieser gut gemeinte Satz hat mich früher oft geärgert. Ich kann nicht, aber soll es trotzdem tun? Das war für mich wie „Mach doch jetzt einfach mal den einarmigen Handstand und danach einen Flickflack.“ Genau – Ironie on -, kein Problem – Ironie off.
Auch das berühmte Beispiel mit dem Heliumballon hat mir nicht weitergeholfen: „Halte den Ballon und dann öffne einfach die Hand.“ Ja, und dann? Dann fliegt er weg und ich stehe mit dem Thema da. So in etwa habe ich das früher gesehen.
Der erste Schritt: Die Lage anerkennen
Es hat gedauert, bis ich begriffen habe, dass es darum geht anzuerkennen, wie die Lage nun einmal ist, wie es mir damit geht und es dann zu lassen, sein zu lassen. Heute sage ich: Die Vorsilbe „Los“ von Loslassen könnte man sich eigentlich sparen.
Natürlich gehört noch etwas mehr dazu, vor allem sich selbst gut begleiten zu können, was vor allem bedeutet, mit den eigenen Gefühlen und Gedanken umgehen zu können.
Oft steckt dahinter emotionale Not
Was heißt es also loszulassen? Hier noch einmal etwas genauer: Zuerst gilt es zu erkennen und zuzugeben, dass ich an etwas festhänge. Das ist eine emotionale Angelegenheit und eine Bindung an etwas. Die Buddhisten nennen es Anhaftung. Entweder habe ich Angst und befürchte, ohne diese Sache, diesen Menschen nicht zu können, oder ich bin davon überzeugt, dass ich etwas verliere, was letztlich bedeuten würde, Traurigkeit, Trauer und Schmerz spüren zu müssen.
Das gilt es, erst einmal zu erkennen, anzuerkennen oder sogar anzunehmen.
Meistens ist dem Betreffenden mehr oder weniger bereits klar, dass es emotional unangenehm wird oder werden könnte. Es ist nur zu menschlich, diese Gefühle zu vermeiden. Denn daran können wieder negative Gedanken hängen, was dann wiederum entsprechende Emotionen auslösen kann.
Loslassen hat mit Gleichgültigkeit nichts zu tun
Der Punkt ist: Würde ich mich dem gewachsen fühlen, dann könnte ich die Gefühle und Gedanken einfach durch mich durchlaufen lassen und gut ist es. Aber es ist genauso möglich, dass ich damit nicht zurecht komme, dass ich mich überfordert fühle oder ich es noch mehr mit der Angst zu tun bekomme.
Lassen beziehungsweise Loslassen heißt nicht, dass es mir egal ist oder dass ich beschließe, dass es mir nichts ausmacht, sondern erfordert in jedem Fall eine achtsame und einfühlsame Selbstbegleitung. Hole dir dafür jemand, der erfahren ist, wenn du nicht weiterkommst! Und achte bitte darauf, was du dir wirklich zutraust, statt auf deine inneren Sollte oder Muss zu hören.
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Hinweis: Die Texte in diesem Blog sind in keiner Weise als Anleitung für eine Eigenbehandlung gedacht und dafür in dieser Form auch nicht geeignet. Sie enthalten nur Ausschnitte oder grobe sowie unvollständige Zusammenfassungen einer tatsächlichen Therapie. Wenn du schwere Belastungen, Probleme oder Symptome hast, komm bitte zu mir, zu einem anderen Heilpraktiker, Arzt oder Psychotherapeuten.
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